Silent Hill 2 – Original oder Remake?

KOLWE-X

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Silent Hill 2 – Original oder Remake?


Kaum ein anderes Spiel hat sich über die Jahre einen solchen Kultstatus erarbeitet wie der zweite Teil der Silent Hill Reihe. Doch warum eigentlich?
Es liegt, denke ich, an der Mischung aus Horror, Gewalt, Atmosphäre und (und das dürfte der Hauptgrund sein) an seiner Psychologischen Komponente. Man kann bei diesem Spiel über so viele Themen reden, philosophieren und sogar ganze Abschlussarbeiten schreiben (kein Scherz, hat es alles schon gegeben).
Als es vor einigen Jahren hieß, dass Konami diese Reihe nochmal zurückholen wird und vor allem ein Remake des zweiten Teils in Auftrag geben würde, war sowohl die Freude, als auch die Skepsis groß, denn für die meisten ist das Spiel perfekt und es Bedarf theoretisch keiner Neuauflage.
Als dann bekannt wurde, dass das Blooper Team diesen Auftrag bekam, war der Shitstorm vorprogrammiert, denn die Jungs und Mädels dort hatten bisher noch kein solches Mammut Projekt gemacht und auch Ihre eigenen Titel waren eher durchwachsen. Als dann der erste Trailer gezeigt wurde, kam es sogar noch schlimmer. Viele klagten über die vielen Kämpfe und dass die Figuren schlecht animiert wären.
Das Remake war also schon ein Flop, bevor es veröffentlicht wird. Doch als es releast wurde, kamen einmal die ersten Tests und auch viele Streamer berichteten positiv über das Game. Es begann ein Run auf das Remake und viele Händler hatten entweder zu wenig oder sogar keine Kopie des Spiels, da mit diesem Ansturm keiner gerechnet hatte. Auch ich hatte nicht vor es zu kaufen, bzw. zu spielen, doch nach diesem Hype musste es dann doch sein.
Als großer Fan des Originals schaue ich auch anders auf das Spiel als viele Jüngere Gamer, welche es zum ersten Mal erleben. Somit konnte die Story mir keine Überraschungen mehr bieten.
Schauen wir uns also das Remake im Vergleich zum Original an und ich werde meine ehrliche Meinung hierzu abgeben.

Spoiler Warnung! Ich werde auf vieles in der Story eingehen, aber ohne Spoiler Hides, denn die Story ist fast 25 Jahre alt und wer es bis heute nicht kennt, sollte dies nachholen.

Story:


James Sunderland fiel nach dem Tod seiner Frau Mary Shepard Sunderland in ein tiefes Loch voller Schuldgefühle und Depressionen. Drei Jahre später scheint er ihren Tod einigermaßen verkraftet zu haben, als ihn ein weiteres Ereignis erneut aus der Bahn wirft: Er bekommt einen Brief. Der Text, der Name auf dem Briefumschlag sowie die Handschrift erwecken in ihm den Eindruck, dass Mary, seine für tot geglaubte Frau, diesen Brief verfasst haben muss. In dem Brief steht, dass Mary James an ihrem 'besonderen Ort' in Silent Hill erwarten würde. Hals über Kopf macht sich James in die Kleinstadt auf, um nach Mary zu suchen. Doch dort trifft er auf seltsame Gestalten und geistig verwirrte Menschen. Als er im Rosewater Park Maria trifft, die genau wie seine Frau Mary aussieht (bis auf die Haare und die Kleidung), findet er in ihr eine wahre Gefährtin. Gemeinsam mit ihr macht er sich auf den Weg in ein Hotel, welches für James und seine verstorbene Frau Mary der "Hafen" ihrer Liebe war. Allerdings kommt auch seine neue Bekanntschaft Maria auf dem Weg dorthin durch die Hand des Pyramid Head ums Leben. Für James bricht eine weitere Welt zusammen. Mit aller Kraft kämpft er sich bis zum Hotel durch um der schrecklichen Wahrheit ins Gesicht zu blicken.
(Quelle: Silent Hill Wiki Fandom)

Die Story ist in beiden Teilen identisch, hier wurde (zum Glück) nichts verändert. Lediglich die Erzählung innerhalb des Remakes wurde etwas angepasst und teils neue Dialoge hinzugefügt oder abgeändert.

Charaktere:

James Sunderland: Hier muss ich ganz klar sagen, dass mir der Originale besser gefällt, denn man merkt Ihm deutlich an, dass er mit dem Leben eigentlich schon abgeschlossen hat und Ihm nahezu alles egal ist, bis er auf Maria trifft. Der „neue“ James wirkt da Bodenständiger und gefasster.

Angela Orosco: Die erste Person, welche man in SH trifft und hier gehen Remake und Original jeweils andere Wege. Angelas Aussehen wurde im Remake deutlich verändert und Sie wirkt auch eher wie ein Teenager, als eine junge Frau. Überhaupt ist Ihre Art im Remake deutlich anders, so dass man mit Ihr Anfangs weniger Mitleid hat, als mit Ihrem Original. Doch wenn es zum Konflikt mit Ihrem Vater kommt, geizt das Remake nicht damit, es hier mehr als deutlich darzustellen, dass Angela von Ihrem Vater offenbar mehrfach sexuell missbraucht wurde. Chapeau an Blooper Team, dass hier nichts umspielt wurde, denn diese Thematik ist mit die härteste im Spiel.

Eddie Dombrowski: Diesen sehr übergewichtigen Psycho hat man im Remake sogar noch dicker und ekliger gemacht, als er im Original bereits war. Aber hier geht der Punkt wieder an das Original, denn dass es sich bei Eddie um einen Psychokiller handelt, welcher bedingt durch Mobbing in der Vergangenheit am Ende richtig durchdreht, kommt im Original wesentlich besser rüber, als im Remake.

Laura: Über die kleine Laura gibt es in beiden Versionen nichts zu meckern. Ein typisches, achtjähriges Kind, welches auch so handelt. Sie ist die einzig normale Person im Spiel, weshalb Ihr auch nichts passiert bzw. Sie die Monster und sonstigen Abnormitäten in SH scheinbar nicht sieht. Dennoch erfährt man über Sie leider wenig bis gar nichts.

Maria: Die Reinkarnation von Mary, so wie James Sie gerne gehabt hätte. Sexy und vor allem gesund und munter mit einem Verlangen nach Ihm. Mich hier zu entscheiden, ist schwierig, denn die neuen Szenen mit Ihr sind wirklich gut und das sexuelle Verlangen, welches Sie James entgegen bringt ist toll in Szene gesetzt. Ihr verändertes Aussehen oder eher die geschlossene Kleidung ist dagegen schlecht gewählt. Denn sollte es hier aufgrund von Feminismus, wokeness oder was auch immer zu dieser Entscheidung geführt haben, so müsste man diesen Personen sagen: „Setzen, sechs!“ Genau das sollte doch damit dargestellt werden und seien wir ehrlich, Ihre Art ist sowas von deutlich, da hätte man Sie auch gleich aufreizender anziehen können.
Aber sowohl Original als auch Remake nehmen sich hier nichts und Maria ist in beiden Versionen einfach eine faszinierende Person.

Pyramid Head: Natürlich muss auch diese Kultige Figur erwähnt werden, wenn er auch nicht wirklich eine Person ist, mit der man sich unterhalten kann. Hier gewinnt deutlich das Remake! Warum? Ganz einfach, hier ist er bedrohlich und auch nicht mehr so langsam wie im Original. Er geht schnellen Schrittes auf uns zu, greift nach uns, schlägt mit seinem Schwert um sich etc. Kurz: Man legt sich nicht mit Ihm an! Im Original war er zwar auch faszinierend, aber im direkten Konflikt konnte man Ihn leicht umgehen bzw. besiegen. Was genau er darstellen soll, darüber kann man streiten. Im Prinzip ist er die Personifikation von James’s Hass, Trauer, Wut, Verlangen usw. Möglich wäre auch, dass er eine Art Rachedämon für Mary ist, denn am Ende muss man gegen zwei von Ihnen kämpfen, was assoziieren könnte, dass der zweite Pyramid Head nur wegen Eddie erschienen ist. Aber das kann jeder für sich selbst entscheiden.

Fazit: Bei den Charakteren ist es eher 50/50 zwischen Original und Remake und es wurde wenig verschlechtert oder verschlimmbessert.

Gameplay:

Jetzt wird es wieder schwierig, denn um eines vorweg zu nehmen, SH hatte nie ein tolles Kampfsystem oder gut durchdachte Steuerung. James schlägt mit seinen Nahkampfwaffen so langsam zu, dass sich mancher Gegner noch die Schuhe binden könnte. Aber das war auch nie ein zentrales Mittel in der gesamten Reihe von Team Silent (diese haben bis Teil 4 alle SH Spiele gemacht).
Die meisten Monster konnte man umrunden oder einfach links liegen lassen, es war nicht wichtig zu kämpfen. Diese sollten eher Angst machen. Alptraumhafte Kreaturen welche langsam auch einen zukommen.
Im Remake hatte ich immer das Gefühl, dass das Blooper Team zuvor noch einige Runden Resident Evil 4 (Remake) gezockt hatte. Es kommen Gegner über Gegner, diese stecken sehr viel ein und können sich auch sehr gut verteidigen. Auch Verstecken beherrschen diese um dann im Hinterhalt zuzuschlagen. Das klingt positiver als es ist und nutzt sich auch leider super schnell ab.
Dazu kommt, dass wir im Remake die Schulterperspektive haben und James in meinen Augen viel zu groß dargestellt wird. Er verdeckt ein Drittel des Bildes und wir sehen ohnehin nicht viel, da meist alles in völliger Dunkelheit spielt und unsere Taschenlampe nur wenig Licht spendet. In den Resident Evil Spielen haben wir viele unterschiedliche Zombies, doch hier sind es nur eine Handvoll Gegner und diese werden ständig recycelt.
Wie gesagt Silent Hill lebte nie von Kämpfen und das hat Blooper offenbar falsch verstanden.
Dennoch ist die Steuerung für heutige Verhältnisse einfach gehalten und man muss praktisch nie ins Menü, da alles auf Schnellzugriff via Steuerkreuz gelegt wurde. Schönes, neues Feature ist auch, dass man Auto- und Schaufenster Scheiben zerschlagen kann um Munition oder Heilung zu bekommen. War nicht nötig, aber nettes Gimmick.
Positiv ist anzumerken, dass sowohl das Original, als auch das Remake die Möglichkeit bieten, Action und Rätsel unabhängig voneinander anzupassen, d.h. wer mehr denken will, setzt den Rätsel Level auf hoch oder umgekehrt.

Musik & Soundkulisse:

Wer Silent Hill kennt, dem ist auch der Komponist Akira Yamaoka ein Begriff. Düstere Klänge, teils unterschwellige Geräusche und allg. bastelte er eine Soundkulisse wodurch selbst ein leerer Raum einem ein Unbehagen verursachte.
Das berühmte rauschende Radio, wenn Gegner in der Nähe sind tut sein Übriges. Im Remake hat man viele Stücke nochmal genommen und teils neu abgemischt, aber man merkt die Musik nicht so wirklich. Ich weiß nicht, wie ich es anderes umschreiben soll, aber es hat etwas gefehlt. Das Unbehagen kam hier mehr von den Gedanken: „Bitte lass nicht noch einen Gegner auftauchen, da ich keine Heiltränke mehr habe!“

Bosskämpfe:

Hätte ich auch unter Gameplay verpacken können, aber dennoch muss und will ich diesen ein eigenes Kapitel widmen, da dies der einzige Punkt ist, an dem das Remake lachend am Original vorbeizieht.
Die Kämpfe sind spannend, packend und wirklich herausfordernd. Im Original musste man sich kaum anstrengen, vor allem nicht auf „Normal“, da reichte es meist einfach nur stumpf draufzuhalten.
Der Showdown mit dem Pyramide Head ist stark in Szene gesetzt, aber auch der Kampf gegen Angelas Vater oder besser gesagt die Abnormität, welche eine Vergewaltigung im Kinderbett darstellt ist übelst gut umgesetzt und sorgt für Panik und Nervenkitzel zugleich. Auch der Finale Showdown gegen Maria ist alles andere als leicht und erfordert viel Geschick und Ausweichmanöver.
Das Remake ist somit ganz klarer Sieger in diesem Vergleich.

Spielzeit:

Das Original konnte man in knapp 8 Stunden beenden, während man im Remake fast das Doppelte braucht. Das liegt vor allem an der Vergrößerung der Areale und dass man selbst in den Teilen von Silent Hill in verschiedene Geschäfte gehen kann. Somit ergeben sich hieraus auch neue Rätsel und/ oder neue Wege zum Erkunden.
Die Vergrößerung von einigen Bereichen empfand ich aber eher störend und mir kann keiner erzählen, dass er das Gefängnis oder das Labyrinth genossen hat. Ich wollte da nur noch raus, weil es eben zur Action Gurke verkam. Das Hotel am Ende konnte dafür wieder punkten und gefiel mir sogar besser als das Original.
Dennoch bleibt festzuhalten, dass das Remake unnötig in die Länge gezogen wurde, da dies für die Story in keinster Weise relevant war.

Original oder Remake – End Fazit?

Eine 100% Zustimmung kann ich für keinen von den beiden geben, denn es ist auch viel mit der Nostalgie Brille meinerseits betrachtet worden. Wer noch nie SH2 gezockt hat und die Grafik nicht abschreckt, würde ich aber dennoch sagen, dass man zum Original greifen sollte, u.a. wegen der Spielzeit und des Umfangs. Es ist ein Stück Videospielgeschichte, welche man mal erlebt haben sollte. Aber auch alle anderen können durchaus Ihren Spaß mit dem Remake haben, denn im Großen und Ganzen ist es ein sehr solides Survival Horrorspiel geworden. Bei weitem kein perfektes Remake, aber dennoch ein Trip durch die Hölle der menschlichen Psyche, bei dem jeder etwas anderes interpretiert.

8/10 – Original 7/10 - Remake
 

GuyFawkes667

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Bin da eher auf der Seite des Originals. Zum einen, Nostalgiebrille :cool:;).
Zum anderen, weil mich SH seinerzeits weit mehr gefesselt hatte, als RE. Fand die Art des Horrors einfach weitaus krasser als "Muh Zombies and a Virus".
Dann der absolut unübertroffene OST und Soundkulisse in SH.

Beim Remake stört mich vor allem, das es zu Actionlastig ist. Damit meine ich nicht die Dodgefunktion, die gab es in Homecomming auch. Viele alte Fans fanden SH5 deswegen blöd, aber ich mochte es.
Nein, es gibt einfach zu viele Monster im Remake. Kannst ja keine 10 meter laufen, ohne das wieder irgendwo was angekrabbelt kommt.
Ausserdem kann ich Angela nicht mehr ansehen. Seit dem Vergleich mit David Duchovny (welchen ich als Schauspieler sehr feiere) ist das Thema für mich gegessen.

Aber das Remake ist trotzdem um einiges besser als ich vermutet hatte.
Wer auf die alte Tank Control Steuerung und veraltete Grafik vom Original nicht zurecht kommt, macht mit dem Remake nichts falsch.
 
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TheRaven1

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Ich habe beide Versionen. Ich ziehe aber das Remake vor, Grafik und Steuerung sind einfach besser und vor allem ist die Spielzeit länger, was ich persönlich gut finde. Ich mag eigentlich auch keine zu kurzen Spiele, 8 Stunden für solch ein Game ist einfach wenig.
 
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