Unzufrieden wegen Berufswahl

Syrius007

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Hallo liebe Leute,

ich bin mit meiner derzeitigen Lebenssituation aufgrund meiner Berufswahl sehr unzufrieden.

Nach meinem Abitur habe ich jahrelang in einem Unternehmen gearbeitet, was anfangs sehr befriedigend war, aber ich habe gemerkt, dass ich mich in diesem Beruf auf Dauer nicht weiterentwickeln kann. Meine Arbeit bestand darin, biometrische Zeiterfassungssysteme zu reparieren und zu aktualisieren. Das klingt spannender als es ist, denn es ist im Prinzip immer der gleiche Ablauf ist. Da ich durch mein Jahrespraktikum während des Abiturs in der Finanzbuchhaltung bei den Stadtwerken Erfahrungen sammeln konnte, bereitete ich nebenbei noch die Finanzbuchhaltung des Unternehmens für den Steuerberater vor. Deshalb habe ich mich mit Ende 30 für ein Studium entschieden und aufgrund meines Interesses an Zahlen und Wirtschaft den Studiengang Betriebswirtschaftslehre mit den Schwerpunkten Steuern und Wirtschaftsprüfung gewählt. Während des Studium habe ich in einer kleinen Steuerkanzlei mein Pflichtpraktikum gemacht. Leider konnte ich dort keine positiven Erfahrungen sammeln, da mir nicht viel beigebracht wurde. Ich konnte nur wenige Fragen stellen, weil jeder schon so mit sich selbst beschäftigt war. Außerdem hat sich meine Betreuerin nicht nur einmal mit mir im Ton vergriffen. Sie hat mich unteranderem angeschrien und für dumm erklärt, während die anderen das hören konnten. Dies führte dazu, dass ich das Praktikum vorzeitig abbrach, da ich a) nichts lernen konnte und b) mich auch nicht von meiner Betreuerin beleidigen lassen wollte. Nach meinem erfolgreichen Studium Abschluss habe ich mich trotz der schlechten Erfahrungen in der Steuerbranche für eine andere kleine Steuerkanzlei in meiner Umgebung entschieden, um dort zu arbeiten. Da machte ich ähnliche Erfahrungen wie zuvor im Praktikum. Ich konnte einfach nicht die Fragen stellen, die ich für die Fertigstellung meiner Arbeit brauchte, weil ich nur eine Person in der Kanzlei fragen konnte, die auch nicht regelmäßig verfügbar war. Alle anderen waren mit der Art der Arbeit nicht vertraut, weshalb ich sie auch nicht fragen konnte und durfte. Ich fühlte mich ständig unwohl, weil ich zügiger arbeiten musste (Anordnung von oben), zugleich aber kaum jemanden hatte, der mir half. Da meine Arbeit manchmal nicht in der vorgegebene Zeit fertig wurde, bekam ich oft Anschiss und man machte sich auch über mich lustig. Nach fast einem halben Jahr wurde ich so in den Wahnsinn getrieben, dass ich zwei Wochen lang schwer krank war. Diese Zeit nutzte die Firma, um mir kurz vor Ende der Probezeit fristlos zu kündigen.

Ich entschloss mich noch einmal für ein Unternehmen in der Steuerbranche zu bewerben, in der Hoffnung jetzt endlich etwas Besseres zu finden. Im Vorstellungsgespräch habe ich deutlich auf die negativen Erfahrungen in der Vergangenheit hingewiesen und klar zum Ausdruck gebracht, dass mir zum Teil einfach noch die praktische Erfahrung fehlt, wie z.B. der Umgang mit Steuerprogrammen und ich hier Unterstützung brauche. Wir haben uns dann darauf geeinigt, die Anfangszeit als eine Art Ausbildung zu betrachten und das Gehalt entsprechend anzupassen. Leider habe ich auch hier schnell gemerkt, dass ein sehr rauer Ton herrscht und sich auch hier kaum jemand Zeit nimmt, mir zu helfen. Wenn ich dann doch mal Hilfe von Mitarbeiter x bekomme, ist das nicht richtig, weil Mitarbeiter y sagt, dass es ganz anders gemacht werden muss. Ich bin in einem ständigen Widerspruch und weiß letztendlich nicht, was richtig und was falsch ist.

Um nun endlich zu meiner eigentlichen Frage zu kommen: Glaubt ihr, dass diese Branche noch das Richtige für mich ist und wie kann ich für mich herausfinden, ob ich doch noch einmal in die Steuerbranche oder etwas ganz anderes wagen sollte?

Über jede Anregung freue ich mich.

LG Sy
 

KOLWE-X

Namhafter Pirat
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Ohne dich jetzt persönlich zu kennen, schätze ich mal nicht, dass du dich direkt aufgedrängt hast, so frei nach dem Motto: "Ich habs studiert, ich kann alles und ich rocke jetzt den Laden!"
Du sagst ja selbst, dass du gern mehr Praxis hättest und auch um Hilfe bittest.
Ob die Branche jetzt das richtige ist oder nicht, diese Frage musst du dir selbst stellen. Macht dir die Arbeit überhaupt Spaß bzw. kannst du dir vorstellen in diesem Bereich alt zu werden?
Wenn ja, dann hast du offenbar nur LMAA Betriebe bisher gehabt, wobei man sagen muss, dass es im Steuerbereich immer chaotisch und hektisch zugeht. Kenne kein Steuerbüro, was nicht komplett am Limit ist, eben wegen dauernder Gesetzesänderungen etc.
Was für einen Beruf hast du eigentlich gelernt? Das hier war ja ein spätes Studium, aber das davor mit der Zeiterfassung war wohl eher was im EDV Bereich, oder?
 
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Syrius007

Namhafter Pirat
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Erst einmal vielen Dank für deine Antwort.

Ja, ich habe eine Ausbildung zum Fachinformatiker für Systemintegration gemacht.

Richtig, ich habe nie mit meinem Studium geprahlt, obwohl ich sehr gute Noten hatte. Ich weiß, dass das Studium sehr theoretisch ist und die Praxis ganz anders aussieht. Deshalb bin ich immer sehr bodenständig geblieben.
Die Arbeit an sich macht mir Spaß. Der Spaß wird nur immer wieder dadurch getrübt, dass ich an manchen Stellen nicht weiterkomme und dann Hilfe brauche. Wenn man aber keine Hilfe bekommt, dann bleibt vom Spaß nicht mehr viel übrig und man ist eher frustriert.

Die Steuerkanzleien sind wirklich überlastet, aber deshalb stellt man neue Mitarbeiter ein, um Entlastung zu bekommen. Natürlich muss man auch in diesen neuen Mitarbeiter erst einmal Zeit investieren, aber langfristig wird es sich für die Steuerkanzlei auszahlen. Wenn man aber nur Lippenbekenntnisse abgibt und am Ende den neuen Mitarbeiter sich selbst überlässt, dann ist das für beide Seiten verlorene Zeit...
 
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alphacat

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Dass Mitarbeiter ausfällig werden geht gar nicht und dass du keine Lust mehr hattest, in dem Unternehmen zu arbeiten kann ich nur zu gut verstehen. Es ist keine gute Firmenkultur, wenn so ein Verhalten toleriert wird.

Trotzdem hätte ich den Vorschlag, dass du Probleme zukünftig eher ansprichst, was sicherlich etwas Überwindung kostet. Du hast dich eher zurück gezogen und bist dem Konflikt, der nicht deine Schuld war, aus dem Weg gegangen. Hoffentlich liege ich mit meiner Einschätzung nicht völlig daneben, hab das eher zufällig gelesen.
 
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GuyFawkes667

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Das kommt immer darauf an, @alphacat
Ich habe in meinem letzten Arbeitszeugniss stehen "Herr Fawkes war bei seinen Kollegen äusserst beliebt und bei seinen Vorgesetzten ein gern gesehener Angestellter".
Umkehr-Speech... : "Herr Fawkes hat die angestellten Mitarbeiter aufgestachelt und der Führungsriege ständig Fehler unter die Nase gerieben."
Und Ja, das habe ich.... xD
Was für ein lächerlicher Betrieb, welcher nur aus altem Geld überhaupt sich hatte aufbauen können.

Man muß sich nicht alles gefallen lassen und man sollte durchaus auch mal die Klappe aufreißen. Sofern man die eigenen Qualifikationen richtig einzuschätzen weiß.
Bei Buchhaltung bin ich aber raus; ich kann mir keinen noch langweiligeren Job vorstellen als Kontenschieberei.
 
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Syrius007

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Du hast grundsätzlich Recht, man muss Dinge ansprechen, die einem nicht gefallen, aber manchmal ist die Atmosphäre so vergiftet, dass man sich einfach nicht damit auseinandersetzen will, es lohnt sich nicht und man hat sowieso den Entschluss gefasst, nicht mehr dort bleiben zu wollen. Oft wird sich an der Gesamtsituation sowieso nichts ändern, weil die Arbeitskultur im Betrieb einfach so ist.
 
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RobMitchum

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Der Witz ist doch, dass trotz der angeblichen Krise gerade 5% Arbeitslose existieren. Und die Masse sind eigentlich "erwerbsunfähig" wegen Suchtproblemen, Krankheit / Schwerbehinderung, zeitlichen Einschränkungen (Alleinerziehende mit Kindern) oder ähnlich. Oder aus der kategorie "Dumm geboren und nix dazugelernt".

Zzgl. den statistischen Mitarbeiten, deren Firma gerade "entlassen hat" bzw. die gegangen sind und noch keinen neuen Job haben. Passiert. Außer man ist Beamter.

Ein Bekannter findet nicht mal (ungelernte) Putzkräfte und die (bzw. sein Arbeitgeber) zahlen etwas übertariflich.

Ich weiss, das klingt arrogant - wir haben einen Fachkräftemangel. Gibt schlimmeres als einen Fachinformatiker, der auch noch was von Steuern versteht.
 
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alphacat

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Ich hätte da vielleicht noch eine Anregung.

Dir, Sy, scheint Finanzbuchhaltung ja durchaus zu liegen. Ein Thema, was ich persönlich sterbenslangweilig finde. Also, in dem Job würde ich es keine Woche aushalten egal was für tolle Boni oder Verdienst und Weiterentwicklungs Aussichten man hätte. Ich finde es immer beeindruckend, wenn es Menschen gibt, denen sowas wie Bilanzen, Steuerklärungen oder anderweitige finanzielle Hexenmeistereien im Blut liegt.

Eventuell wären Investments, Analysen oder Spekulationen ja etwas für dich. Speziell im Bereich der Crypto Coins gibt es viele Möglichkeiten, nebenher ein Vermögen aufzubauen. Aber auch bei Investments generell oder Geldanlagen. Natürlich lauern dort auch viele Risiken. Aber wenn dir Finanzen liegen und du einen guten analytischen Sinn hast kannst du ja nebenher Mal was in der Richtung machen. Was zufriedenstellender ist als in einer Firma weiter zu kommen. Es gibt ja auch Modelle, wo man nur 3/4 der Zeit offiziell arbeitet, aber dafür mehr Zeit für komplett eigene Projekte hat.
 
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Buster_01

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Liegt halt dran was man im Leben will,
variables Einkommen + Stress,
oder festes Einkommen und festen Feierabend ;-)

Wenn dir dein Arbeitsplatz nicht mehr gefällt und sich die Probleme nicht lösen lassen,
würde ich mal nach Stellen bei Kommunen/Gemeinden oder Finanzämter Ausschau halten;
Hintergrund ist viele Mitarbeit sind älter, manche noch verbeamtet, und gehen in den nächsten Jahren in Pension,Rente,Ruhestand.
 
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Dizzlington

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Mit scheint, als kennst du die Antwort auf deine Frage schon, möchtest aber von uns die Bestätigung, dass du dir besser was neues suchen sollst ;)
Von deinen Schilderungen schließe ich aber eher darauf, dass es in dem spezifischen Umfeld menschlich nicht gepasst hat. Gönn Dir ein Sabbatical, dann kommt vielleicht die Eingabe, was du werden willst (oder bleiben sollst).
 
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RobMitchum

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Als IT-Affiner und Kenntnisse in "Steuern" würde ich persönlich als Erstes was bei SAP bzw. im SAP Umfeld suchen. Zahlen sehr gut, Bürokratie stirbt nie aus.
 
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RobMitchum

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Ich meine nicht direkt SAP, aber es gibt bei denen auch genügend Systemintegratoren und wie deren "Handlanger" heissen. Auch im Vergleich zum Schnitt der Branche eher höher entlohnt. Wie bei allen Dienstleistungen, die sich an Kaufleute und Management wenden. Du kannst als Manager durchaus 500€/h bei McKinsey und Co als Beratungsleistung abrechnen, kein Thema. Aber wehe, ein Betriebsleiter holt sich "Experten" für die Hälfte, dann brennt da die Luft und die Frage "verstehen Sie was von Ihrem Fach?" bis "Geht das nicht billiger" kommt intern auf.

Weil: Es hilft immer zu verstehen WAS man gerade programmiert und nicht das zu programmieren, was man glaubt "verstanden" zu haben.
 
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